Am Abend ist es im Liestal dunkel, sehr dunkel sogar, da um 19:15 schlagartig die Straßenbeleuchtung ausgeht. Insbesondere für Physiker ist es erstaunlich das Schauspiel zu beobachten, dass man Licht (in den anliegenden Häusern) ausschreien kann. Nach einiger Zeit des gespannten Wartens geht es dann aber los.
Zu den zarten Klängen von Piccoloflöten und Trommeln werden dann ein paar Laternen vorgeführt. Leider hat das Material hier seine Grenzen erreicht und ich hoffe auf weitere Aufnahmen mit Filmen höherer Empfindlichkeit.
Das Motiv der Laterne zeigt den Turm, der auch auf Teilen der Photos zu sehen ist. Die Strecke des Umzugs ist seit Jahren im Liestal selbst umstritten. Zwar hat die Route Tradition, aber natürlich könnte der Turm (das Tor hat eine Holz(!)decke) durch die Flammen beschädigt werden... Um die Beschädigungen in Grenzen zu halten, wird das Tor und insbesondere die Holzdecke vorsorglich von der Feuerwehr abgespritzt. In der Tat konnte ich nach dem Umzug noch nicht einmal Rußspuren am Turm entdecken.
Nun kehrt Stille ein, und die Spannung steigt. Dann erscheint zunächst ein ferner Lichtschein und sobald der erste Wagen dass Tor passiert und die dahinterliegende Gasse durch den aufflammenden Holzstoss plötzlich erleuchtet wird, ertönt ein vieltausendkehliger Begeisterungsschrei.
Urplötzlich leuchtet ein, warum die erste Reihe bei dem Chienbäseumzug nicht so erstrebenswert ist, die Zuschauermenge weicht kurz zurück. Da die Wägen von 4-16 Personen gezogen werden, die gelegentlich auch mal verschnaufen wollen, kann durch eine geschickte Standortwahl des ortskundigen Führers bereits im Vorfeld zu vermieden werden, dass der Wagen direkt vor einem stehen bleibt. - - - - - - - -
Dann kommen die Fackelträger mit den Chienbäsen, deren Startgewicht von 30-40 kg trockenem Buchenholz während des Umzugs stark abnimmt. Alle Fackelträger haben einen Helm (unterschiedlicher Qualität) auf, der schützt und ziert ungemein. - - - - - - - -
Der nächste Wagen ist im Anmarsch, dieses Photo zeigt deutlich die von den Wägen ausgehende Rauchemission. Ob diese Verantstaltung im Kyoto-Protokoll die angemessene Berücksichtigung findet? - - - - - - - -
Der Wagen ist fast auf unserer Höhe, gleich wirds warm... - - - - - - - -
Und schon ist der Wagen auch schon fast wieder an uns vorbei. Kein Unglück, denn trotz der Kälte ist die Hitze der direkt vor uns vorbeifahrenden Wägen nicht länger als circa eine Sekunde auszuhalten, ohne sich wegzudrehen. Dies war im übrigen der einzige "Wagen", der getragen(!) wurde.
Hier rastet gerade eine größere Gruppe von Fackelträgern vor uns. Bei diesen Pausen wuselt dann meistens ein Feuerwehrmann durch die Reihen, der liebevoll mit einem Schwamm die glühenden Funken von der Kleidung der Träger entfernt.
Wenn gerade kein Helm in der Nähe ist, muss auch mal etwas Pragmatismus an den Tag gelegt werden, Kopfbedeckung ist schließlich obligatorisch. Immer noch besser als ein Nudelholz, aber wer weiß wie seine Frau reagiert, wenn sie diese profane Entweihung entdeckt?